Klinische Studien

Was sind klinische Studien?

Für neue Medikamente und Behandlungsverfahren gibt es in Deutschland sowie international strenge Reglementierungen und festgelegte Verfahren, die durchlaufen werden müssen, bevor sie auf breiter Basis am Patienten angewendet werden dürfen. In klinischen Studien werden Therapien an einer größeren Anzahl von Patienten systematisch überprüft und sorgfältig ausgewertet. Nur so kann zuverlässig festgestellt werden, wie wirksam und wie verträglich Arzneimittel, Operationsmethoden oder Therapien wirklich sind.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen präklinischen Studien (Tests im Labor und Tierversuche) , klinischen Arzneimittelprüfungen, bei denen díe Wirkung von Medikamenten am Menschen untersucht wird und sogenannten Therapie-Optimierungs-Prüfungen, die darauf abzielen, erprobte Behandlungen weiter zu verbessern.

Klinische Arzneimittelprüfungen – und damit der erste Einsatz eines Medikaments am Menschen – dürfen erst erfolgen, wenn die Ergebnisse in der präklinischen Phase erfolgversprechend ausgefallen sind. Die klinische Prüfung erfolgt in drei Phasen (I-III); erst wenn alle drei Phasen der Reihe nach erfolgreich durchgeführt wurden, kann ein Medikament zugelassen werden.

Nach erfolgter Zulassung kann ein Arzneimittel weiterhin untersucht werden: In sogenannten Phase-IV-Studien stehen zugelassene Arzneimittel auf dem Prüfstand.

Die Durchführung nationaler und internationaler klinischer Studien unterliegt somit strengsten Qualitätsstandards und ist ein Qualitätskriterium für ein zertifiziertes Brustzentrum.

Wir möchten zur Weiterentwicklung der Therapiemöglichkeiten bei Brustkrebs beitragen und führen daher klinische Studien an unserem Brustzentrum durch, an denen Sie nach Prüfung Ihrer Studientauglichkeit auf eigenen Wunsch teilnehmen können.

Was bedeutet die Studienteilnahme für die Patienten?

Klinische Studien sind wichtig, denn nur wenn genügend Betroffene an Therapiestudien teilnehmen, lassen sich immer weitere Verbesserungen in der Betreuung und Therapie von Brustkrebs erreichen. Die Teilnahme an einer Studie ist immer freiwillig und kostenlos. Finanziert werden Studien entweder durch die jeweiligen Auftraggeber oder auch durch unabhängige Organisationen wie der Deutschen Krebshilfe.

Als Teilnehmerin einer Studie können Sie sicher sein, dass Sie keinem unnötigen Risiko ausgesetzt werden. Die Risiken als Patient werden genau abgeschätzt und müssen gegenüber dem möglichen Nutzen abgewogen werden. Eine Studie wird sorgfältig geplant und ein Studienprotokoll geschrieben, das genau eingehalten wird. Nur Ärzte mit besonderer Erfahrung dürfen klinische Studien durchführen.

Unser Team wird Sie darauf ansprechen, wenn eine Teilnahme an einer Studie für sinnvoll erachtet wurde (in Ihrem Fall in der Tumorkonferenz). Bevor Sie sich für eine Studienteilnahme entscheiden, führen Sie mit dem betreuenden Arzt ein ausführliches Aufklärungsgespräch und erhalten zudem schriftliche Informationen über die Studie. Wenn Sie sich für die Teilnahme entschließen, unterschreiben Sie mit dem Arzt eine entsprechende Einverständniserklärung.

Sollten Sie sich gegen eine Studienteilnahme aussprechen, werden Sie natürlich trotzdem mit der besten bekannten Therapie behandelt.

An unserem Brustzentrum laufen aktuell folgende Studien (in alphabetischer Reihenfolge):

Nationale Registerstudie zur Bewertung und Verbesserung der risikoadjustierten Prävention von erblichem Brust- und Eierstockskrebs

Im März 2019 startete das Konsortium „Familiärer Brust- und Eierstockskrebs“ mit dem Aufbau des bundesweiten und patientenorientierten Registers „HerediCaRe“ (Hereditary Cancer Registry), welches im Rahmen einer Projektausschreibung für 5 Jahre (2019-2024) durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Ziel ist es, mit einer strukturierten und qualitätsgesicherten Datenerfassung und -analyse die Versorgung und Betreuung von Ratsuchenden und Patienten mit einer erblichen Belastung für Brust- und Eierstockkrebs durch neues Wissen stetig zu verbessern. (Quelle www.konsortium-familiaerer-brustkrebs.de)

Registerstudie zu luminalem Brustkrebs im Frühstadium: Dazu werden Daten aus der klinischen Praxis und Langzeitnachsorge bei prä- und perimenopausalen Patentinnen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs im Frühstadium erhoben, der ein mittleres bis hohes klinische Risiko und ein niedriges genomisches Risiko (ermittelt mit MammaPrint) aufweist und mit antihormoneller Therapie plus Unterdrückung der Ovarialfunktion oder mit Standardchemotherapie, gefolgt von einer antihormonellen Therapie behandelt wird.

Prospektive, nicht interventionelle Studie (NIS) zur Untersuchung von patientenberichteten und klinischen Daten aus der Alltagsroutine bei Patienten mit Her2 positivem oder Her2 low, inoperablem oder metastasiertem Brustkrebs, die mit Trastuzumab-Deruxtecan bahendelt werden.

WAVES steht für „Wechselseitiger Patienten-Arzt-Austausch in der Versorgung bei Brustkrebs mit dem Ziel der gemeinsamen Erarbeitung neuer Patienten-orientierter Strukturen“ und ist ein gemeinsam von Patientenvertreter(innen) und Ärzt(inn)en initiiertes Projekt im Rahmen des Verbundes des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF).

Mit dem Projekt „WAVES“ möchten wir mit Hilfe eines interdisziplinär entwickelten Fragebogens gemeinsam mit der Universitätsklinik Augsburg die derzeit bestehenden Strukturen der Patientenversorgung bei Brustkrebs-Erkrankten untersuchen. Es werden Patientinenn sowie Ärzte bzgl. der Versorgungsstruktur, Kommunikation, Empfinden durch freiwillige Angaben auf der Basis eines Fragebogens zum Ist-Zustand befragt, um zu einer Verbesserung bestehender Strukturen beizutragen (Quelle www.uk-augsburg.de).